Abend

Abend

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Rainer Maria Rilke


Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt—

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben band und riesenhaft und reifend,
so dass es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Abend

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Michaela Kotziers


The day returns, slowly, its clothes 
that belong to the sun, 
evening giving new darkness 
to the legs of old trees.
You look, 
and in your eyes these hours part,
one skyward traveling, one descending;

neither claims you whole. 
They leave you
not so entirely dark as that house,
that one silent over there,
not so entirely sure in prolonged longing
as that thing, 
that every-night star that rises

and lowers to you (unspeakably entwined)
your life 
shaken, roaring, but ripened
so that soon bound, soon understanding, 
it tumbles in you 
stone to stardust, stardust to stone.